Während meiner Zeit in der Oberstufe (Sekundarschule Aargau) war ich kein Musterschüler, im vierten Jahr konnte ich knapp einen Wechsel in die Realschule verhindern. Ich war unmotiviert und sah keinen wirklichen Sinn hinter dem ständigen Lernen. Meine Lehrerin begünstigte das, indem sie mir subtil zeigte, dass sie keine Hoffnung in mich setzte.
Eine Lehre als Koch
Nachdem ich trotz schlechten Noten eine Lehrstelle als Koch bekam, meinte sie, dass ich das kaum schaffen werde. Doch es kam anders und ich konnte meinen Lehrmeister zuerst mit meiner Arbeitshaltung überzeugen und später mit sehr guten Noten. Meine Lehre als Koch war sehr intensiv – Überstunden, harsche Umgangsformen und fehlende Empathie standen an der Tagesordnung. Ich wusste bereits im zweiten Lehrjahr, dass das nicht mein Metier ist. Doch ich hielt durch, um einen Abschluss zu haben.
Zur Verwunderung aller konnte ich meine Lehre mit einer 5.3 abschliessen und gehörte zu den Besten im Kanton Aargau. Das war ein wichtiger Wendepunkt.
Vom Sanitäter zum Lehrer
Ich wurde Sanitätsrekrut und absolvierte im Rahmen meiner Ausbildung ein mehrwöchiges Praktikum im Spital und erhielt am Schluss den Pflegehelferausweis des Roten Kreuzes. Danach arbeitete ich in einer Reha-Klinik und begegnete sehr vielen Menschen. All diese verschiedenen Erfahrungen haben dazu beigetragen, mich für den Vorkurs für Pädagogik an der PH Zug anzumelden. Ich besuchte den Vorkurs und arbeitete daneben weiterhin 80%. Es war ein anstrengendes Jahr und ich musste mich vielen Defiziten stellen. Ich konnte in keinem Fach mit Vorwissen punkten, hatte kaum Erfolgserlebnisse und wenig Zeit für mein Privatleben, dafür habe ich den Vorkurs bestanden. Noch im selben Jahr durfte ich mein Studium beginnen. Natürlich gab es nach der PH verschiedene Herausforderungen zu bewältigen, aber mit Einsatz liessen sich diese gut meistern. Drei Jahre später durfte ich mein Diplom als Primarlehrer entgegennehmen.
Lehrer – ein faszinierender Beruf
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Lehrer werden würde. Die Arbeit mit Menschen, ob jung oder alt, fasziniert mich jedoch sehr. Ich trage gerne Verantwortung, gebe mein Wissen und meine Werte gerne weiter und bin immer offen, um von anderen zu lernen. Als Lehrer darf ich das jeden Tag, darum bin ich Lehrer geworden.
Seit einem halben Jahr unterrichte ich eine 5. Klasse in Luzern und ich bin nach wie vor sehr glücklich. Am Anfang war alles neu und doch muss man vom ersten Tag an überzeugen. Meine früheren Erfahrungen geben mir Sicherheit im Alltag und im Umgang mit Eltern und dem Team.
Wichtige Erfahrungen für den Lehrberuf
Als Koch habe ich gelernt flexibel zu sein und auch in hektischen Zeiten Ruhe zu bewahren. In der Pflege habe ich viel über die Kommunikation mit Menschen gelernt. Als Wachtmeister musste ich Gleichaltrige führen, motivieren und zusammenhalten. In allen Bereichen musste ich Verantwortung übernehmen und selbständig arbeiten. Ich bereue nichts und bin dankbar für alle Erfahrungen. Auch die Kinder hören gespannt zu, wenn ich ab und zu etwas aus meinem Leben erzähle. Ich bin für sie ein Vorbild und es schadet nicht, ihnen kurz vor dem Übertritt auch einen unkonventionellen Berufsweg aufzuzeigen.
Ich bin froh, heute Lehrer zu sein.
Damian Haas, Primarlehrer in Luzern, ehemals Student der PH Zug