Reisen bildet! Auch deshalb habe ich einen Beruf in der Welt des Reisens ausgesucht. Nach der kaufmännischen Lehre mit Berufsmatura bei den SBB habe ich als Reiseberater in Zürich Altstetten gearbeitet. Eine spannende Zeit. Mein Tätigkeitsbereich reichte von der Erneuerung eines Monatsabos über die Planung von Gruppenreisen bis hin zu umfangreichen Ferienbuchungen. Dazu kamen diverse administrative Aufgaben. Mir hat diese Tätigkeit sehr gefallen. Einen wirklichen Grund den Beruf zu wechseln hat es deshalb auch nicht gegeben. Ich wusste lediglich, dass ich nicht immer in dieser Branche arbeiten möchte. Den einzigen Bezug zum Lehrberuf waren bis dahin einige Kollegen, die meinten, ich sei ein typischer Lehrer. Die endgültige Entscheidung die Pädagogische Hochschule zu besuchen, habe ich während meinem Militärdienst getroffen – innerhalb einer Woche.
Der Umstieg – mein Traumberuf
Lehrer werden heisst, über das eigene Handeln nachdenken zu lernen. In den verschiedenen Kursen, Vorlesungen und Seminaren habe ich Werkzeuge dafür erhalten. Meine persönliche Entdeckung aus dieser Zeit ist die Philosophie: Werten, Idealvorstellungen, Traditionen und anderen Dingen auf den Grund zu gehen, ist für mich Teil eines bewussten Lebens.
Nun bin ich Primarlehrer. Ein sehr vielseitiger Beruf. Ich bin Freund und Chef, Korrekturbüro und Lernberater, Schiedsrichter und Sportler, Tröster und Vorbild, Lehrmittelerfinder und Pausenclown, Krisenmanager und Philosoph. All das fordert mich und macht den Beruf zu meinem Traumberuf.
Die Erfahrungen als Reiseberater – der Alltag als Lehrer
Die Schulwochen sind intensiv. Jedoch kann ich vieles selbst steuern. Ich bin weniger fremdbestimmt und finde dadurch mehr Zeit für Privates. Dafür ist es umso wichtiger, sich selbst Grenzen zu setzen. Als Reiseberater war das einfacher, gerade weil der Feierabend fix war.
Mein früherer Beruf hat mich Verkaufsgeschick gelehrt. Nun verkaufe ich keine Urlaubsreisen, sondern Lernerlebnisse. Ich möchte Kinder inspirieren, dazu darf auch ein bisschen Verkaufsgeschick eingesetzt werden. Wegen Reklamationen habe ich früher öfters emotionale Gespräche auf professioneller Ebene geführt. Diese Erfahrungen helfen auch für die Tätigkeit als Lehrer: bei einem Kinderstreit, einem anspruchsvollen Elterngespräch oder in einer angespannten Sitzung.
Ich würde diesen Berufsumstieg auf jeden Fall wieder machen!
Benjamin Griesser, Primarlehrer in Merenschwand. ehemals Student der PH Zug